Für mich geht es nach Japan für ein Auslandssemester!
Heute erzähle ich dir mal, wie meine Hinreise verlaufen ist. :)
- Abflug
Abflug
15.03 - Frankfurt 8:00 Uhr
Auf dem Weg zum Flughafen haben meine Mutter und meine Tante mich mehrmals gefragt, ob ich aufgeregt bin. Tatsächlich hat sich meine Aufregung im Frankfurter Flughafen noch in Grenzen gehalten.
Mit einem Zwischenaufenthalt von 2 Stunden in Taiwan soll es nach Osaka gehen. Von dort aus werde ich mit dem Zug nach Kyoto fahren. So der Plan - aber wie so oft kommen die Dinge in meinem Leben gerne anders als erwartet.
In Frankfurt verlief alles sehr reibungslos. Der Flug mit China Airlines war sehr angenehm, obwohl mir die Turbulenzen manchmal Angst gemacht haben.
Wir wurden während der 12 Stunden gut durchgefüttert - Kaffee, Snacks, Mahlzeiten und das alles rund um die Uhr, ich kann mich also wirklich nicht beschweren.
In meiner Sitzreihe habe ich Julian kennengelernt, er studiert in Regensburg und macht nun ebenfalls ein Auslandssemester in Tokyo.
Dank ihm verging die ein oder andere Stunde sogar noch etwas schneller.
Geschlafen hatte ich nicht eine einzige Stunde, womöglich vor Aufregung, denn die Maschine ist mit 40 Minuten Verzögerung in Frankfurt gestartet und das ging natürlich von meiner Umstiegszeit in Taiwan ab.
16.03 - Taiwan 7:04 Uhr
Dort angekommen, war der Transfer ein einziger Wettlauf gegen die Zeit. Ich hab mich treiben lassen und bin meiner Intuition gefolgt. Kein Anhalten, um verwirrende Wegweiser zu lesen oder Personal zu fragen und siehe da:
Ich bin quasi durch den Transfer gerutscht und war sogar die erste, die aus der Economy Zone boarden konnte.
Und jetzt: Wieder das gleiche.
China Airlines stellt sich vor, Sicherheitsvorkehrungen, (fr)essen, landen.
Wir waren nur knapp 1 1/2 Stunden in der Luft, als der Flieger zur Landung ansetzte und ich die ersten Berge Japans aus dem Fenster sehen konnte.
Da kam dann die langersehnte Aufregung und mit dem Wissen, dass es jetzt Realität ist, schoss mir auch die ein oder andere Träne ins Auge. Selbstbewusst stieg ich aus der Maschine aus, denn ich hatte mir während der letzten 14 Stunden ja ganz genau überlegt, was ich als nächstes tun muss.
Geld abheben, vorübergehende Flat kaufen, Zugticket nach Kyoto besorgen und dann am HBF in ein Taxi zum Dorm einsteigen.
Aber es wäre ja keine Reise, wenn nicht irgendetwas dazwischen kommt …
Gefangen im Arrival
Osaka KIX 11:40
In Osaka KIX angekommen, wurde ich erstmal von rechts nach links geschickt. Alle Einreisenden müssen sich nämlich bei 'Visitor Japan Web' registrieren, damit klar ist, wo man sich aufhält. Das hatte ich bereits in Deutschland gemacht, um das "Von-Links-nach-Rechts-Geschicke" zu vermeiden, aber anscheinend war es nicht vollständig. Ich wurde also mit einem neuen Dokument zurückbeordert und die gesamte Zeit, die ich in der Schlange gewartet habe, war vergeudet.
Ich notierte meinen Namen, meinen Aufenthaltsgrund und die Adresse meiner Unterkunft, als mich eine Mitarbeiterin angequatscht hat. Sie fragte "Wow, dein Japanisch ist aber gut, bist du Japanerin?" und unter anderen Umständen hätte ich mich mehr über dieses Kompliment gefreut, aber mein dehydriertes Gehirn musste sich stark für dieses (recht simple) Dokument anstrengen.
Als ich dann endlich wieder an der Reihe war, wurden meine Fingerabdrücke gescannt, ein Foto gemacht und die Residence Card ausgehändigt. Diese Karte kann man mit einem vorläufigen Ausweis vergleichen und sie ist notwendig, wenn man sich länger in Japan aufhalten möchte.
Als das durch war, bin ich schon davon ausgegangen, dass meine Koffer 5 mal den Orbit durchquert haben, während ich mit Papierkram beschäftigt war. Dem war auch so, denn die Mitarbeiter hatten bereits alle übrigen Koffer vom Band genommen und sauber nebeneinander aufgereiht. Ich war sehr erleichtert, dass beide Koffer da waren, da die Zeit in Taiwan ja recht knapp war, aber anscheinend geht das mit dem Koffer Verräumen schneller, als ich dachte.
VISA Krise
Osaka KIX 13:40
Als ich endlich aus der Arrival Hölle entlassen wurde, habe ich mich auf die Suche nach einem ATM gemacht. Schritt 1 meines Plans war es, erstmal Geld abzuheben.
Karte rein, PIN eingeben, abgelehnt.
Weder abheben noch bezahlen hat funktioniert und Bargeld hatte ich nur 39 €.
Perfekt, warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht und noch dazu war es zu dem Zeitpunkt 5 Uhr in Deutschland.
Egal, Mama muss jetzt dran glauben, da die Kreditkarte über sie läuft. Ich warte also auf ihren Rückruf und in der Zwischenzeit musste ich umdenken. Ich ließ erstmal meine 39 € in Yen wechseln, damit ich irgendetwas habe. Die Dame am Schalter war wirklich sehr hilfsbereit. Sie hat mir davon abgeraten, das Zugticket zu nehmen und empfohlen, mit dem Bus zu fahren. Die Variante wäre günstiger.
Also bin ich raus geschlendert und habe mir ein Busticket nach Kyoto besorgt. Auf den Bus musste ich noch 30 Minuten warten und als ich mir dann mal den Fahrplan angeschaut habe, wurde mir klar, dass diese Busfahrt noch Mal 1 1/2 Stunden auf meine Reisezeit addieren würde. Am liebsten hätte ich mich einfach an irgendeine Wand gelehnt und bis zum nächsten Tag durchgeschlafen, da kam die Nachricht meiner Mutter.
“Die Kreditkarte ist nicht gesperrt, ich habe den Service erreicht. Du musst darauf achten, dass die Geldautomaten auch Visa akzeptieren.”
Wie so oft wurde das Offensichtliche gepriesen und hat mir nicht wirklich geholfen, aber gut, ich war froh, dass sie überhaupt wach war.
Ich meinte daraufhin:
“Ich hab alles probiert, die PIN ist doch 1234 oder nicht? Ich verstehe es nicht.”
Und meine Mutter dann:
“Oh, warte mal. Sorry die PIN lautet 1235.“
…
Komplett am Ende meiner Nerven wegen einer falschen PIN. Wir hatten die Karte extra für Japan besorgt und meine Mutter hat sie daher nicht benutzt, deshalb kann man dann schon Mal Sachen übersehen. Ich hatte noch etwas Zeit, bevor der Bus kam und hab deswegen erstmal einen großen Batzen Geld mit der richtigen PIN abgehoben. Kurz darauf kam der Bus und ich stieg ein. Eins hatte ich mir aber geschworen, sobald ich in Kyoto ankomme, wird nicht an Geld gespart und ich nehme mir für die restlichen 35 Minuten der Reise ein Taxi und schlage mich nicht noch mit der U-Bahn herum.
Ausländerfreundliche Taxen
Kyoto Bahnhof 15:30
Wenigstens der letzte Teil meines Plans sollte funktionieren. Nach der Busreise, die sich wie die Unendlichkeit angefühlt hat, war das Ziel nicht mehr weit. Taxi, Taxi, Taxi hallte es in meinem Kopf. Ich brauche jetzt ein Taxi oder ich laufe Amok.
Natürlich stand ich dann erstmal wie doof beim Dropoff und habe mich gefragt, warum mich kein Taxi einsteigen lässt. Ja, wer lesen kann, ist klar im Vorteil, denn ich hatte das Schild übersehen, auf dem stand, dass sich die Taxen 100 m weiter befinden. Klar, kein Problem, auf die 100 Meter mehr kommt’s jetzt auch nicht mehr an. Dann sah ich es:
“Foreigner friendly. Please keep in mind that it could take some time to get a taxi so consider using a regular cab”.
Ich war viel zu kaputt, um mich damit gedanklich auseinanderzusetzen und mein Japanisch reicht ja wohl, um dem Fahrer die Adresse auf dem Handy zu zeigen. War mir alles egal, also stellte ich mich als einzige Ausländerin zu den anderen Japanern und den regulären Taxis.
Unterkunft
Kyoto, Fushimi 16:00 Uhr
Die Taxifahrt hat ca. eine halbe Stunde gedauert, denn unsere Unterkunft befindet sich in Fushimi, einem der äußeren Bezirke Kyotos. Dass die Japaner kein Trinkgeld annehmen, finde ich als Teilzeit-Armer-Schlucker gar nicht mal so schlecht. Ich bezahlte also umgerechnet die 30 € und schleppte meine Koffer in den Eingangsbereich.
Dort wurde ich schon erwartet und einer der englischsprachigen Mitarbeiter hat mich in Empfang genommen. Sie war super sympathisch und hat über meine verzweifelten Witze über die Reise herzlich gelacht. Da ist mir dann erstmal bewusst geworden, dass auch ich mich jetzt entspannen kann.
Kati hat währenddessen unten in der Lounge auf mich gewartet. Wir studieren beide an der HSD (Hochschule Düsseldorf) und sie macht auch ein Auslandssemester. Sie kam allerdings von Tokyo und ist vor mir angekommen. Nach einer kurzen Einweisung der Hausregeln und der Schlüsselübergabe, brachte ich meine Koffer hoch in den siebten Stock und öffnete die Tür zu meinem Zimmer.
Und als ich dachte, das Schlimmste wäre überstanden, wurde ich eines Besseren belehrt…
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